literatur

 DAS WORT UND DER GEIST...

Malerei und der Sinn für Dichtkunst, Literatur, Geschichte und Philosophie hängen zusammen. Seit der Zeit meiner Ausbildung habe ich großes Interesse für Kunst und Kulturgeschichte. Das Leben der Künstlers, ihre Gedanken und Äußerungen zum eigenen Werk und zur Kunst allgemein oder zur Kunst ihrer Zeit haben dazu beigetragen, die unsichtbar bindenden Fäden der dialektischen Entwicklung der Kunst auf verschiedenen Ebenen aufzuspüren und vor dem geistigen Auge auftauchen zu lassen.


Seit meiner Zeit in Deutschland lebe und arbeite ich scheinbar frei. Aber der Schein trügt. Nur wenige Künstler sind in Deutschland wirklich freischaffende Künstler, nicht mal jene, die ihre Erfolge überall ernten. Man ist als Künstler der Kunst- und Kulturindustrie ausgeliefert, man passt sich an oder wird man ausgegrenzt, isoliert und mittellos anderen Einnahmequellen überlassen. Um sich in dieser Situation treu zu bleiben, braucht man großes Durchsetzungsvermögen. Man braucht seine Unterstützer und Mitstreiter. In einem fremden Land, in einer kulturell unscheinbaren Provinz wie Nordfriesland, bei fehlender Sprachkompetenz, kommt man mit der Suche nach Gleichgesinnten nur mühsam voran. So habe ich mir schon seit meinen ersten Jahren in Deutschland in der Literatur und der Kunstgeschichte meine Mitstreiter, Lehrer, Freunde und Kameraden gesucht.

Hier nur ein Teil der Bücher, die ich meine, und die mich in all diesen Jahren begleitet haben:

 

 

EPHRAIM KISHON

 

"PICASSO WAR KEIN SCHARLATAN"

Randbemerkungen zur moderne Kunst

 

1989, Ullstein-Buch; Nr. 20898

"... Es scheint, dass die modernen Kunstwerke ausschließlich für den Kunstkritiker und den Kunsthändler.

Für das Publikum, für die einfachen Leute dieser Erde, wie ich einer bin, ist diese Kunst ein Abrakadabra in Technicolor.

... Niemand wagt es, gegen das fortschrittliche Kunstestablishment aufzustehen und moralische Leiche zu werden..."


EPHRAIM KISHON

 

"PICASSOS SÜßE RACHE"

Neue Streifzüge durch die moderne Kunst

 

1995, Langen Müller

"Von mir aus kann also jeder schmieren und basteln, was er will, wenn nur der Bürgermeister dafür nicht in mein Portemonnaie greifen muss. Und mir selbst sollen die hochgeschätzten Herren Kritiker mit dem Zeug vom Leibe bleiben. Vor allem aus gesundheitlichen Gründen." 




ADOLF BEHNE

 

"DIE WIEDERKEHR DER KUNST"

 

1919, Kurt Wolff Verlag in Leipzig und München

 

"Ich spreche von jener Kunst, die kein Bestandteil, kein Schmuck und Zierrat, kein Inhalt unseres Lebens ist, sondern unser Leben selbst, sofern wir wahrhaft leben. Leben wir aber im Schein, in Unklarheit und Halbheit, so sind wir ohne Kunst." 

 

"Die wahre Kunst ist nicht anzuknüpfen an den Menschen, der nur der Empfänger und Leiter, die Durchgangsstation, ist, niemals aber ihr Maß. Im wahren Kunstwerk ist das Menschliche kein Plus, sondern ein Minus. An die Sterne ist die Kunst anzuknüpfen. Je mehr der Mensch mit seiner Endlichkeit in ihm verschwindet, um so reiner, vollendeter ist das Werk."

 

"...Der Maler, der Weltliebe nicht nur ausdrückt, sondern sie           b e t ä t i g t, baut in seinen Bildern mit den Formen des Kosmos weiter. Ein solches Weiterbauen mit den Formen des Kosmos ist aber weder das Abmalen von Gesichtern, Landschaften oder Blumentöpfen, noch das Wiederspiegeln persönlicher Erregungen, obwohl natürlich das Letztere noch immer unendlich wertvoller ist als das Erstere und in seltenen Schöpfungen einen Grad der Intensität erreicht, der uns das Werk als nahezu kosmisch empfinden läßt."




RENÈ MAGRITTE

 

"SÄMTLICHE SCHRIFTEN"

Titel der französischen Originalausgabe:

"ESCRITS COMPLETS"

 

Hrsg. von Andrè Blavier

1985, Ullstein-Buch; Nr. 34301

 

"DIE PERSÖNLICHE ERFAHRUNG

 

Ich stehe  sehr spät auf, ich habe ein enormes Schlafbedürfnis. Wenn ich die Augen öffne, kommen mir unzählige Gedanken. Sie sind die Dinge, die ich tags zuvor gesehen habe. Es kommt vor, dass ich auf diese Weise an Dinge erinnere, die ich in der Nacht geträumt habe. Ich erinnere mich ihrer immer mit einem starken Glücksgefühl: es ist wie ein Sieg für mich, wenn es mir gelingt, die Welt meiner Träume wieder in Besitz zu nehmen."

 

 

"ÜBER DIE MALEREI

 

...Was die Produktion betrifft, so ist ein Genie ohne Ausdrucksmittel steril; ein Maler muss daher die ihm zur Verfügung stehenden materiellen Ressourcen von Grund auf kennen und sie streng nach den Gesetzen ihrer Substanzen verwenden. Er muss ein versierter Techniker sein, MEISTER seines Metiers und nicht SKLAVE. Virtuosität ist Sache des Idioten (im medizinischen Sinne). Das wahre Meister besteht in Anordnung und Wahl der Linien, Formen und Farben, die automatisch die ästhetische Empfindung  auslösen - was der Daseinsgrund des Bildes ist..."




KURT LEONARD

 

"DIE HEILIGE FLÄCHE"

 Gespräche über moderne Kunst 

 

1947, Deutsche Verlags-Anstalt GmbH. Stuttgart

"...Kunst ist nicht nicht aus Theorien entstanden und wird sich niemals durch Theorien erklären lassen."

 

"Die Erziehung zum Sehen kann, wenn überhaupt, nur fruchtbar sein, wenn sie schon in der Kindheit beginnt...

Unsere einseitige intellektuelle Erziehung zwingt selbst das Auge, nicht mehr die Fülle und Tiefe der Farben und Formen zu sehen, sondern die Dürre der begrifflich fassbaren und nennbaren "Motive". Sie ist daran schuld, dass dieser Reichtum innerer  Beglückungsmöglichkeiten den meisten von uns verlorengeht..."

 





HANS SEDLMAYR

 

"VERLUST DER MITTE"

Die bildende Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts

als Symptom und Symbol der Zeit

 

1955, Ullstein-Buch; Nr. 39

"KÜNSTLERISCHE MAßSTÄBE

 

...so wie das Wesen des Menschen zu allen Zeiten eines ist - auch das Wesen der Kunst zu allen Zeiten dasselbe ist, möge ihre Äußerungen auch noch so verschieden aussehen. Dagegen sind ihre Gefährdungen zu verschiedenen Zeiten ganz verschiedene und hängen eng mit den Aufgaben zusammen, die sich die Kunst zu jeder Zeit stellt."

 

"Die Kunst ist "Ausdruck der Zeit" nur nebenbei und wesentlich außerzeitlich: Epiphanie des Zeitfreien, Ewigen in der Brechung der Zeit. Die Leugnung dieses Ewigen ist essentiell auch die Leugnung der Kunst. Die Leistung des wahren Künstlers kommt nicht aus der Zeit, sie sprengt das Gefängnis der Zeit, ja diese ihre Leistung ist geradezu die Definition des Schöpferischen."

 

 





Oben genannte Bücher sind einige Jahrzehnte alt. Aber sie haben ihre Aktualität bis heute nicht verloren. Im Gegenteil, mit den Jahren haben sie eine neue Dimension bekommen. Sie schärfen den von Medien und Konsum abgestumpften Geist aufs Neue und bieten eine Betrachtung der modernen Kunst aus einem nicht konformen Blickwinkel.

Es mangelt nicht an aktuellen Berichten und Essays zur zeitgenössischen Kunst. Die Autoren, unter denen sich nicht nur Kunstwissenschaftler befinden, stellen Fragen zum Kunstgeschehen auf dem Kunstmarkt und im Kunstbetrieb. Sie versuchen Antworten zu finden und dem Kunstbetrachter eine Orientierungshilfe zu bieten. Es lohnt sich, sich mit diesen Texten auseinanderzusetzen, auch wenn man einigen Experten kein Vertrauen schenken sollte. Man muss den Mut haben, der eigenen Urteilskraft zu folgen...

 

 

NICOLE ZEPTER

 

"KUNST HASSEN"

Eine enttäuschte Liebe"

 

2015, Siebte Auflage,

TROPEN SACHBUCH, Leipzig

WIR HABEN DAS GEFÜHL ZUR  KUNST VERLOREN

 

"...Die Kunst ist instrumentalisiert, banalisiert, generalisiert. Sie ist ein Opfer unserer Zeit.

Wir haben das Gefühl für sie verloren...

...Die Institutionen tun jedoch alles, um unsere Sinne abzutöten. Sie geben uns vor, was wir über Kunst zu denken haben, anstatt uns und unsere Sinne aufzuwecken. Das Nachdenken über Kunst wird überlagert von Dogmen."

 

 




HANNO RAUTENBERG

 

UND DAS IST KUNST?!

Eine Qualitätsprüfung

 

2011, 2. Auflage,

S. FISCHER Verlag, Frankfurt am Main

DIE 10 POPULÄRSTEN IRRTÜMER DER GEGENWARTSKUNST

 

"IRRTUM NR. 1: 

GUTE KUNST KENNT KEINE KRITERIEN

...Ein guter Künstler ist einer, der sich seiner eigenen Kriterien bewusst ist, der benennen kann, warum ihm seine eigenen Werke überzeugen..."

 

"IRRTUM NR. 2: 

GUTE KUNST MUSS NEUES BIETEN"

Wenn "...das Neue nur neu ist, um neue zu sein, dann wird die Kunst schnell hohl..."

 

"IRRTUM NR. 5: 

GUTE KUNST BRAUCHT KEIN HANDWERK

...Viele Kunstwerke sind so schludrig gemacht, so unausgereift, als sollten sie nur einen Biennale-sommer durchhalten..."

 

 

 




CHRISTIAN SAEHRENDT

STEEN T. KITTL

 

DAS KANN ICH AUCH!

GEBRAUCHSANWEISUNG FÜR MODERNE KUNST

 

2007, DuMont Literatur und Kunst

Verlag, Köln

"PLANET OF THE ARTS

...Kunst ist ein Luxusgut ohne direkten Gebrauchswert. Die Handelsgüter im Kunstmarkt sind über das Monetäre hinaus mit geistig-kulturellen Werten aufgeladen. Geld und Geist lassen sich hier leicht verwechseln. In der Folge sprechen viele Kunstmarkt-akteure  von >Kultur<, wenn sie >Geld< meinen,  und reagieren indigniert, wenn die Sprache auf Preise, Honorare und Renditen kommt..."