DIE KUNST IST TOT. ES LEBE DIE KUNST
Allzu oft haben die Kunstschätze der Vergangenheit den Prüfstand der Mode und die Wandlungen des Geschmackes nicht bestanden. Dem zum Trotz haben sie, auf Grund ihrer hohen Qualität, ihren Wert nicht nur behaltet, sondern quantifiziert. Das Verständnis für die Kunst ist zumeist etwas höchst Subjektives. Dies gereichte der Kunst in ihrer Entwicklung aber keineswegs zum Nachteil, zumindest bis zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts.
Wenn wir heute von der Kunst sprechen, habe ich in manchen Fällen das Gefühl, dass die Kunst in etwaigen Kreisen nur noch ein Aufdruck ist. Die Kunst ist dann nicht mehr greifbar. Sie ist schlichtweg nicht da.
Ich denke, dass wir in einer Zeit leben, in der das Expertentum die Vorherrschaft hat. Die Experten „regeln“ die Entwicklungen der Kunst und bestimmen eigens jene Kriterien zu deren Bewertung, kategorisieren die Künstler, diktieren den Sinn, den sie selbst extrapolieren. Das breite Publikum schaut zu und stellt keine Fragen. Man glaubt sich nicht fähig, über das Urteil eines Kunstwerkes nachzudenken und dann noch darüber zu sprechen. Kein Wunder. Wie Ephraim Kishon gesagt hat: „Niemand wagt es, gegen das fortschrittliche Kunstestablishment aufzustehen und moralische Leiche zu werden.“ Und so wachsen sie „wie die Pilze nach dem Regen“, eine Galerie der Gegenwart nach der anderen, ohne die geringste Hoffnung auf ein Kunsterlebnis. Sie sind im besten Fall langweilig eher aber geistlos.
... Und so wurden für und von den einfallslosen Kunstexperten die getöteten Tiere, das Blut, die Fäkalien und die Dokumentationsfotos aus den Polizeiarchiven, dem billigen Sensationswahn als „Kunstobjekte“ obszön zur Schau gestellt. Inszenieren sie vor dem breiten Publikum die Kunst obskur, pseudo-tiefgründig, so etablieren sie ihre herbeigewünschte Autorität über Kunst- und Zeitgeist. Das dies die „Kunst“ sei, welche das Jahrhundert überdauern soll, wage ich persönlich zu bezweifeln.
"Nordfriesische Skizzenbücher" Breklum, 2017